Alle drei Sendungen koennen (noch) ueber die ZDF Mediathek kostenlos abgerufen werden. Hier die Links:
Bin mal kurz... etwas laenger in Seoul - Teil 1: Von Gelehrten und Gefluegel
Bin mal kurz... etwas laenger in Seoul - Teil 2: Auf den Spuren des Kimchi
Bin mal kurz... etwas laenger in Seoul - Teil 3: Mit der U-Bahn zum Golfplatz
Mehr aus dieser Doku-Serie gibts hier: Bin mal kurz ...Vor ziemlich genau 4 Jahren, im August 2006 habe ich auf dem Weg nach Korea zwecks Auslandsstudium an der Yonsei University einen Zwischenstopp in der Tuerkei eingelegt. Die zukuenftige Braut war zu diesem Zeitpunkt auf Europareise mit Endstation in Istanbul. Und wie es der Zufall so wollte, landeten wir in der gleichen Absteige, dem Orient Hostel in Istanbul. Istanbul, die Stadt auf zwei Kontinenten. Die Stadt, die Europa und Asien verbindet. Na wenn das mal kein Zeichen war?
Hostels sind bekanntlich sehr tolle Orte um Leute kennenzulernen, insbesondere wenn man alleine unterwegs ist. Man findet immer jemanden, um gemeinsam zu Essen, Sehenswuerdigkeiten zu besichtigen und ... manchmal auch zum verlieben :) Jedenfalls lernten wir uns an meinem zweiten Abend in Istanbul kennen und probierten mit einigen anderen Gaesten die tuerkische Spezialitaet "Raki" aus. Und da es so lustig war, stand am naechsten Tag gemeinsames Sightseeing in Istanbul auf dem Programm. Und da wir beide auf dem Weg nach Seoul waren, gab sie mir ihre Telefonnummer.
Meine erste Woche in Seoul war ziemlich stressig. Aber irgendwas bewog mich nach einigen Tagen, mich bei Seyeong zu melden. Und so begann unsere Freundschaft. Das eine Jahr ging schnell vorbei. Aber ich kam wieder. Und wieder. Und irgendwann kam auch sie nach Deutschland. Und wieder. Und gemeinsam ging es nach Suedostasien. Und wieder... aber das habt ihr hier ja auch schon alles im Blog gelesen, oder?
Um endlich auf Dauer zusammen zu sein, habe ich mich im letzten Jahr nach dem Studium um einen Job in Korea bemueht, was aber nicht so recht geklappt hat. Und so flog ich mit den ersten Interviewterminen im Oktober zurueck nach Deutschland und bin seit Dezember bei einem renommierten Unternehmen in Frankfurt bzw. aktuell in Nuernberg taetig. Aber ein fester Arbeitsplatz bedeutet natuerlich auch, dass man nicht mal eben wieder fuer ein paar Monate zwischendurch nach Korea kann. Und so entschieden wir uns fuer diesen grossen Schritt.
Natuerlich musste diese Entscheidung erst nach meiner Rueckkehr fallen, und so ging es - Betriebsferien sei dank - ueber Weihnachten wieder nach Korea, um die zukuenftigen Schwiegereltern kennenzulernen. Wie es sich fuer Korea gehoert, wussten diese natuerlich nichts von ihrem Glueck und dem Freund ihrer Tochter. Aber sie haben die Nachricht relativ gut aufgenommen, vor allem der Vater war mir gegenueber aufgeschlossen. Es galt also, die Mutter zu ueberzeugen.
Zum ersten Treffen lud ich ihre Eltern in ein teures, traditionelles koreanisches Restaurant in Seoul ein. Selbstverstaendlich im Anzug. Dazu kleine Geschenke aus Deutschland, um das Eis zu brechen. Der Vater spricht zwar recht gut Englisch, bestand aber auf Koreanisch, damit auch die Mutter dem Gespraechsverlauf folgen konnte. Der Sprachkurs an der Yonsei zahlte sich aus!
Auch wenn uns Deutschen immer so viel Direktheit vorgeworfen wird - die Koreaner sind nicht besser. Zunaechst wurden die harten Fakten geklaert. Fragen nach Alter, Beruf, Einkommen, Wohnverhaeltnissen, Religonszugehoerigkeit, regelmaessige Gottesdienstbesuche der Eltern, Geschwister und meiner Wenigkeit waren Programm. Dennoch kamen aber auch Hobbys, die gemeinsamen Zukunftsplaene, potentielle Hochzeitstermine und wie wir uns kennen und lieben gelernt haben, an dem Abend nicht zu kurz. Irgendwie kann ich die Eltern auch verstehen, schliesslich kannten sie mich nicht und wir hatten nur eine gemeinsame Woche vor uns.
Am naechsten Tag stand dann der Besuch im Elternhaus an, wo auch der Bruder und die Grossmutter noch ueberzeugt werden wollten. Hier war der Widerstand geringer als erwartet. In den folgenden Tagen ging es dann wandern, und auch die Mutter wurde etwas gespraechiger. Heilig Abend wird zwar in Korea nicht gefeiert, aber ich nutze die Gelegenheit den klassischen "Deutschen Kartoffelsalat mit Wuerstchen" vorzustellen. Die leckeren Wuerstchen vom Oesterreicher in Itaewon kamen ganz gut an.
Die Woche verging wie im Flug, und schon bald war ich wieder in Deutschland. Im Januar war Seyeong dann hier, und nach Ihrer Rueckkehr begannen dann die konkreten Planungen. Aber ueber die Formalien und den relativ geringen Organisationsaufwand einer koreanischen All-Inclusive-Hochzeit werde ich spaeter berichten...
Hochzeitstermin ist der 28. August 2010.
Der Grundpreis fuer diese Karte inkl. Druck liegt z.B. bei 1.200 Won (nicht mal 1 EUR), und es gibt kraeftige Mengenrabatte. Da kann man echt nichts sagen. Und die Portokosten in Korea gehen auch gegen Null.
Auf einer koreanischen Einladungskarte findet man eigentlich fast immer die gleichen Informationen: Eine genaue Beschreibung der Location inklusive Umgebungskarte, die Namen der Braut, des Braeutigams und der jeweiligen Eltern sowie einen kurzen Text. Hier wird vermutlich auch meistens auf allgemeine Floskeln zurueck gegriffen, und der Kartenshop praesentiert auch eine grosse Auswahl an Texten. Welchen Text wir nehmen werden, steht noch nicht fest, aber von Seyeongs Mutter kam folgender Vorschlag:
하나님의 사랑으로 만난 두사람이
이제 새로운 가정을 이루는 약속을 하려합니다
참석하시어 많은 격려와 축복을 해 주시기 원합니다
Was - sofern mein Koreanisch nicht ganz eingerostet ist - frei uebersetzt in etwa folgendes heissen sollte:
Zwei Menschen, die sich mit Gottes Hilfe gefunden haben,
wollen sich das Versprechen geben, eine neue Familie zu gruenden.
Kommet zusammen, gratuliert zahlreich und gebt euren Segen.
Es folgt ein kurzer Ueberblick der benoetigten Dokumente, wo man sie erhaelt und was mit ihnen zu tun ist. Dazu Vorlagen fuer die erforderlichen Uebersetzungen. Diese kann man naemlich getrost selbst vornehmen, ohne einen kostspieligen Uebersetzer. Die Deutsche Botschaft uebernimmt auch dann die Beglaubigung.
In Korea:
1. Die koreanische Verlobte muss die folgenden drei Familienurkunden einholen: 가족관계증명서 (Urkunde über die familiäre Verwandtschaft), 기본증명서 (Grunddatenurkunde) und 혼인관계증명서 (Urkunde über die eheliche Verwandtschaft). Diese Urkunden stellt jedes beliebige Registeramt in Korea (d.h. z.B. jedes Gu-Office in Seoul) gegen Vorlage der koreanischen ID-Card und eine geringe Gebuehr aus. Der Wohnort bzw. Geburtsort ist fuer die Wahl des Gu-Office unerheblich. Die Urkunden werden sofort ausgestellt.
2. Die drei koreanischen Familienurkunden muessen nun mit einer sogenannten Apostille versehen werden. Dabei handelt es sich um ein international anerkanntes Siegel fuer oeffentliche Urkunden und Dokumente, mit dem die Echtheit solcher Unterlagen bestaetigt wird. Dieses Siegel kann bei dem Ministry of Foreign Affairs and Trade in Jongno, Seoul (Wegbeschreibung) beantragt werden. Die Ausstellung dauert ca. eine Stunde.
3. Die drei koreanischen Familienurkunden muessen anschliessend ins Deutsche uebersetzt werden. Dies koennen die Verlobten getrost selbst vornehmen, da es sich um standardisierte, sehr einfache Urkunden mit wenig Text handelt. Daher kann ich auch drei entsprechende Uebersetzungsvorlagen zur Verfuegung stellen, die wir ebenfalls von einem Freund erhalten und verwendet haben: Urkunde über die familiäre Verwandtschaft, Grunddatenurkunde und Urkunde über die eheliche Verwandtschaft. (Mindestens die rot markierten Stellen muessen angepasst werden. Die Uebersetzungen stellen den Fall dar, dass der koreanische Partner zuvor noch nicht verheiratet war.)
4. Die angefertigten Uebersetzungen muessen nun zusammen mit den original koreanischen Urkunden bei der Deutschen Botschaft in Seoul zur Beglaubigung eingereicht werden. Die Bearbeitung dauert ca. 2 Werktage und kostet je Urkunde umgerechnet 10 Euro.
In Deutschland:
5. Der deutsche Verlobte muss nun unter Vorlage der drei mit Apostille versehenen koreanischen Urkunden und ihren beglaubigten Uebersetzungen am Standesamt seines Wohnsitzes in Deutschland ein sogenanntes Ehefaehigkeitszeugnis beantragen. Die Ausstellung dauert je nach Standesamt einige Tage und kostete in unserem Fall knapp 40 Euro. Laut Botschaft sollte man unbedingt darauf achten, dass die koreanischen Urkunden vom deutschen Standesamt zurueckgegeben werden, da sie spaeter bei der Botschaft (Schritt 6) erneut vorgelegt werden muessen.
Wieder in Korea:
6. Die beiden Verlobten muessen gemeinsam bei der Deutschen Botschaft in Seoul vorsprechen. Benoetigte Dokumente sind das deutsche Ehefaehigkeitszeugnis, die drei koreanischen Familienurkunden, die beiden Paesse, ein wenig Geduld und knapp 20 Euro. Zusaetzlich muss ein Fragebogen der Botschaft vor Ort ausgefuellt werden. Zu diesem Zeitpunkt muss man sich auch auf ein koreanisches Standesamt (Gu-Office) festlegen, an dem die Eheschliessung stattfinden soll. Die Botschaft stellt darauf hin zwei Dokumente in jeweils dreifacher Ausfuehrung auf: Die Declaration of Eligibility for Marriage und den Report and Certificate of Marriage. Letzteres Dokument ist der Vordruck der Eheurkunde, welches von dem koreanischen Standesamt abgestempelt wird.
7. Das Dokument "Report and Certificate of Marriage" muss nun ins koreanische uebersetzt werden. Auch diese Uebersetzung koennen die Verlobten selbst vornehmen. Eine Beglaubigung wird nicht benoetigt - zumindest war dies in unserem Fall beim Standesamt Yongsan Gu-Office so. Die Uebersetzung dient nur als Hilfe fuer die Beamten im Standesamt. Eine Vorlage: Koreanische Eheurkunde.
8. Jetzt kann das bereits bei der Botschaft festgelegte koreanische Standesamt fuer die Eheschliessung aufgesucht werden. Hier muss noch ein koreanischer Vordruck ausgefuellt werden und zusammen mit den beiden Dokumenten der dt. Botschaft, der angefertigten Uebersetzung, und den Paessen eingereicht werden. Sowohl auf dem Vordruck vom Standesamt als auch auf dem Report and Certificate of Marrage muessen zwei Zeugen angegeben werden und unterschreiben. Die Zeugen muessen jedoch nicht persoenlich auf dem Standesamt erscheinen. Gegen eine geringe Gebuehr werden nun die Vordrucke der Eheurkunde abgestempelt. Laut Botschaft soll man unbedingt darauf achten, dass auch das Datum der Eheschliessung gestempelt wird. Ein reiner Verwaltungsakt ohne zeremoniellen Character wie in Deutschland. Auch Glueckwuensche gab es von der Beamtin nicht.
9. Die Eheurkunde (Report and Certificate of Marriage) muss nun noch mit einer Apostille versehen werden, damit sie auch von den deutschen Behoerden anerkannt wird. Siehe Punkt 2.
(Stand: August 2010. Alle Angaben ohne Gewaehr. Aktuelle Informationen gibt es von der Deutschen Botschaft in Seoul)