Die Planung einer Hochzeitsfeier ist in Korea eigentlich gar nicht so aufwendig - wenn ich mal an den Stress denke, den einige Freunde hier in Deutschland hatten. Nachdem wir bereits vor einigen Monaten den Termin auf den 28. August festgelegt hatten, stand an erster Stelle die Suche nach einem geeigneten Veranstaltungsort. Hier bieten sich in Korea grundsaetzlich zwei verschiedene Locations an, naemlich eine Kirche oder eine Wedding Hall. Eine Wedding Hall ist ein auf Hochzeiten spezialisiertes Veranstaltungszentrum, das fuer Feiern meist komplette All-Inclusive-Packages anbietet. Feiern in Kirchen sind dagegen nur ueblich, wenn einer der Partner oder die Eltern aktive Mitglieder in einer Gemeinde sind und fordern etwas mehr Organisationsaufwand.
Zuerst wollten wir im Korea House in Jongno feiern, einer Wedding Hall, die auf Hochzeiten im traditionellen koreanischen Stil spezialisiert ist. Davon waren allerdings Seyeongs Eltern nicht so begeistert, da sie sich eine christliche Feier wuenschten. Zudem ist das Korea House vergleichsweise teuer. Daher planten wir zunaechst eine Feier in Seyeongs Kirche, haben diese Idee aber schnell wieder verworfen, da es Seyeong von der Organisation her zu aufwendig erschien. Schliesslich musste sie sich um das meiste alleine kuemmern, da ich in Deutschland war. Einen guten Mittelweg, mit dem im Endeffekt alle zufrienden waren, fanden wir schliesslich mit der Yeoido Teachers Union Wedding Hall. Dieses Veranstaltungszentrum im Herzen von Seoul bietet speziell Lehrern bzw. Beamten (Seyeong ist Grundschuhllehrerin) guenstige All-Inclusive-Konditionen und sowohl die Moeglichkeit einer christlichen als auch traditionellen koreanischen Zeremonie.
Das Komplettpaket der Wedding Hall enthielt so ziemlich alles, was fuer eine Hochzeitsfeier notwendig ist: Vom Leih-Brautkleid und -Smoking ueber Friseurtermin, Blumenschmuck, Brautstrauss und Hochzeitstorte bis hin zum Foto- und Videografen sowie dem Buffet fuer die Gaeste. Anders ausgedrueckt: Nachdem wir die Wedding Hall gebucht hatten, mussten wir nur noch fuer einen Moderator, musikalische Unterstuetzung, Einladungskarten und einen Hanbok (traditonelle koreanische Kleidung) fuer den traditionellen Teil der Zeremonie sorgen. Fuer die Leitung der Zeremonie konnten wir den Pastor von Seyeongs Kirchengemeinde gewinnen, fuer die Musik Mitglieder des Kirchenchors. All dies konnten wir bzw. Seyeong gluecklicherweise schon vor meiner Ankunft in Korea organisieren, und auch den Papierkram konnten wir groesstenteils schon gut im Vorfeld abwickeln.
Am Montag 16. August, dem Tag nach meiner Ankunft in Korea, haben wir schliesslich den ganzen Papierkram abgeschlossen. Das war eine Renne- und Warterei. Zuerst ging es zur Botschaft, dann zum Stadtviertelbuero, und schliesslich zum Auswaertigen Amt. Das Standtviertelbuero uebernimmt dabei die Rolle vom Standesamt, d.h. offiziell sind wir bereits seit diesem Tag verheiratet. Aber das ist in Korea reine Formsache. In einem Grossraumbuero wird nur schnell ein Formular ausgefuellt, alles andere abgestempelt, und die Sache ist erledigt. Keine Zeremonie, keine Glueckwuensche. Dafuer immerhin sehr preiswert, wie alle Behoerdenangelegenheiten in Korea.
Am Abend ging es dann noch zu den vielen Schmuckgeschaeften in Jongno - schliesslich mussten wir noch Ringe und Brautschmuck aussuchen und die sollten auch bis zur Feier fertig werden. Waehrend sich Seyeong ein schoen verziertes Schmetterlings-Set mit Kette, Ring und Ohrringen aussuchte, konnte ich meinen Geschmack bei den Ringen durchsetzten - relativ einfache, wenig verzierte, aber dennoch schoene Goldringe.
Am naechsten Tag, am Dienstag, ging das Programm voll weiter. Zuerst ging zuerst es nach Seoul, um bei dem Dienstleister der Wedding Hall fuer mich ein Frack auszusuchen. Das hat nicht lange gedauert, udn die Wahl fiel auf ein etwas dunkleres Exemplar mit einigen helleren Elementen bzw. Streifen. Anschliessend waren wir noch bei einem Geschaeft fuer die traditionelle Kleidung Handbok, um dort etwas fuer mich auszusuchen. Seyeong hatte sich bereits im Vorfeld einen Hanbok gekauft. Zu diesem Geschaeft sollte es am darauf folgenden Sonntag nochmals mit meiner Mutter gehen, da auch sie einen Hanbok auf der Feier tragen sollte.
Am Mittwoch stand Seyeongs Friseurbesuch an. Allerdings wurde dort nicht probefrisiert, sondern nur eine Typenberatung durchgefuehrt. Ob sich dafuer die vergleichsweise lange Anreise gelohnt hat, wage ich zu bezweifeln. Immerhin gab es im Anschluss noch eine Gesichtsmassage- All-Inclusive, versteht sich. Abschliessend ging es zur Wedding Hall, um Seyeongs Maße fuer das von ihr bereits im Vorfeld ausgesuchte Kleid abnehmen zu lassen. Und, fast habe ichs vergessen, am Abend haben wir noch eine Location fuer unsere kleine Party am Freitag ausgesucht.
Am Donnerstag stand Shopping auf dem Programm: Zum einen haben wir im koreanischen Supermarkt eine Grundausstattung koreanischer Lebensmittel fuer Deutschland besorgt, zum anderen ging es in den Luxus-Tempel von Lotte. Schliesslich gab es zur Hochzeit eine Gold-Mitgliedschaft von Lotte Duty Free geschenkt. Und so deckten wir uns auch noch ein wenig mit Ginseng und anderen Luxusguetern ein.
Am Abend brauchte ich noch einige Zeit, um das Hochzeitsprogramm ins Deutsche zu uebersetzen. Die Bibelsprueche haben mich schon etwas schockiert, aber der Pastor nimmt diese bei jeder Hochzeitsfeier und da will man dann auch nicht reinreden... In Deutschland gibts dann spaeter hoffentlich schoenere Bibelstellen.
Am Freitag vormittag war ich dann mit meiner lieben Freundin Jingeum verabredet, um die Details der Hochzeitsfeier zu klaeren. Sie ist ein sehr lieber Mensch und hat sich als Germanistik-Professorin mit ihren guten Deutschkenntnissen dazu bereit erklaert, meine Eltern waehrend der Hochzeitsfeier zu begleiten. Das stellte sich auch als sehr gute Entscheidung heraus und meine Eltern konnten dank Jingeum die Feier gut verfolgen und geniessen.
Am Freitag Abend fand schliesslich noch eine kleine Party im Garten Bier in Hongdae mit guten Freunden statt, quasi als Vorfreudeparty und aus dem Grund, dass auf der Feier knapp eine Woche spaeter selbst nur wenig Zeit fuer Unterhaltungen sein wuerde. Es war ein sehr netter Abend, dass muss man schon sagen.
Am Samstag Nachmittag trafen schliesslich meine Eltern in Korea ein, und so durften Sie unser Lieblings-Samgyeopsal-Restaurant in Bupyeong kennenlernen. Am Sonntag folgte schliesslich der letzte Planungsakt, naemlich die Hanbokauswahl meiner Mutter. Anschliessend machten meine Eltern und ich uns nach einem gelungenen Mittagessen mit Samgyetang, Bibimbab und Bulgogi fuer ein paar Tage auf den Weg nach Gyeongju. Doch dazu spaeter mehr.
Nach der Rueckkehr aus Gyeongju am folgenden Mittwoch fand das erste Treffen der Eltern statt. Das war schon spannend, aber verlief trotz der Sprachbarriere wirklich gut. Normalerweise geht man zu einem solchen Anlass wohl in einer traditionelles Hanjeongsik-Restaurant, aber dieses Essen (Reis mit extrem vielen Beilagen) erscheint mir fuer meine Eltern zu kompliziert, und so luden uns Seyeongs Eltern in ein Meeresfrueche-Shabu-Shabu-Restaurant ein. Da war fuer jeden etwas dabei, und Gabeln gab es auch - im uebrigen ein echtes Problem fuer meine Eltern in so manch anderem Restaurant.
In der Nacht vom Mittwoch auf Donnerstag trafen dann auch meine Schwester und ihr Freund in Korea ein, so dass am Donnerstag und Freitag Sightseeing in Seoul auf dem Programm stand - auch hierzu spaeter mehr. Am Donnerstag Abend gab es schliesslich noch eine Abschiedsfeier mit Seyeongs Kollegen und Kolleginnen in Incheon. Fazit daraus: Koreanische Grundschullehrer(innen) sind gute Trinker ;-)
Am Samstag fand schliesslich die Hochzeitsfeier statt, aber hierzu werde ich noch einen separaten Bericht verfassen. Die Hochzeitsnacht war jedenfalls ziemlich umromantisch, was daran lag, dass wir Seyeongs Wohnung komplett ausraeumen mussten, da wir ja bereits am Abend des drauffolgenden Tages nach Deutschland fliegen sollten.
Vor dem Abflug nach Deutschland verbrachten wir noch etwas mit Seyeongs Eltern, zunaechst zu Hause, und anschliessend lud uns ihr Vater in ein sehr gutes Rindfleisch-Restaurant ein (Han-u, koreanische Kuh). Das war extrem lecker. Obwohl schon bei Essen die ersten Traenen flossen, war der Abschied von den Eltern am Abend vergleichsweise kurz und schmerzlos.